Herzerkrankungen sind ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Herzens. Dazu zählen solche, die die herzversorgenden Arterien betreffen, Verschlechterung der Herzfunktion, Entzündung des Herzmuskels und Krankheiten, die eine oder mehrere Herzklappen befallen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind eine der häufigsten Krankheiten und Todesursachen in den Industrieländern. Obwohl man den Begriff Herz-Kreislauf-Erkrankung für jede Krankheit verwenden kann, die das Herz-Kreislauf-System betrifft, versteht man darunter bestimmte Krankheiten, bei denen die Arterienwand durch die Ablagerung von Fettstoffen verdickt wird. Mediziner bezeichnen diese Erkrankungen als Arteriosklerose. Die am meisten gefürchteten, durch Arteriosklerose bedingten Erkrankungen sind Schlaganfall (Störung der Blutzufuhr zum Gehirn) und Herzinfarkt (Störung der Blutzufuhr zum Herzen).
Viele der Mechanismen, die zur Arteriosklerose führen, sind bekannt. Es wurde nachgewiesen, dass Arteriosklerose mit kleinen Schädigungen in der innersten Zellschicht der Arterie beginnt. Durch solche Defekte lagern sich Fett, Cholesterin, Thrombozyten und andere Stoffe an der Arterienwand ab. Schliesslich wird die Arterienwand entzündet und das betroffene Gebiet wird mit einer harten Schicht überzogen. Diese Schicht bewirkt eine Verengung der Arterie, verringert den Blutfluss und erhöht den Blutdruck. Gleichzeitig wird die Arterienwand brüchig und die Arterien werden anfälliger für Risse oder Rupturen. Rupturen dieser Art führen zu Blutgerinnseln, die die Arterie weiter verstopfen und im schlimmsten Fall zum Schlaganfall oder Herzinfarkt führen können.
Voranschreiten der Arteriosklerose
Ein Schlaganfall ist ein Verlust von Gehirnfunktion(en) durch Unterbrechung der Blutzufuhr zum Gehirn. Man unterscheidet zwischen zwei Haupttypen: den ischämisch bedingten Schlaganfall und den hämorrhagisch bedingten Schlaganfall.
Ein ischämischer Schlaganfall wird durch ein blockiertes Blutgefäss verursacht. Dies kann lokal durch die Bildung eines Blutgerinnsels in der Schädelhöhle (thrombotischer Schlaganfall) auftreten. Wird eine zum Gehirn führende Arterie durch ein Blutgerinnsel blockiert, kann das ebenfalls zum Schlaganfall führen. Dies entsteht in der Regel, wenn Arterien durch die Ablagerung von Fett (Arteriosklerose) geschädigt werden. In manchen Fällen entsteht die Verstopfung des Blutgefässes durch ein wanderndes Blutgerinnsel, das in einem anderen Teil des Körpers entstanden ist; Schlaganfälle dieser Art werden als zerebrale Embolie bezeichnet.
Hämorrhagische Schlaganfälle treten auf, wenn eine Arterie im Gehirn platzt und das umgebende Gewebe mit Blut überschwemmt wird. Die Blutung (Hämorrhagie) entsteht meistens dann, wenn durch chronischen Bluthochdruck eine kleine Arterie geschwächt wird und platzt.
Intrazerebral Blutung mit gleichzeitiger intraventrikulärer Blutung dargestellt auf einer Computer-Tomographie (CT) des Gehirns.
Das angesammelte Blut aus geplatzten Blutgefässen kann auch auf das umgebende Hirngewebe Druck ausüben und, abhängig vom Ausmass des Drucks, die Gehirnfunktion beeinflussen. Bei hämorrhagischen Schlaganfällen entsteht die Blutung entweder im Gehirn (intrazerebrale Blutung) oder zwischen der inneren und mittleren Gewebsschicht, die das Gehirn bedeckt (subarachnoidale Blutung).
Da unser Gehirn verschiedene Körper- und Gehirnfunktionen steuert, stellt ein Schlaganfall ein ernsthaftes Ereignis dar. Erhält ein Teil des Gehirnes zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, können die Gehirnzellen dauerhaft geschädigt werden und absterben. Der Verlust von Gehirnfunktion nach einem Schlaganfall hängt vom Standort der Blockierung und Ausmass der Schädigung des Gewebes im Gehirn ab. Da eine Seite des Gehirnes die Gegenseite des Körpers steuert, führt ein Schlaganfall auf einer Seite zu Komplikationen auf der Gegenseite des Körpers. Bei einem Schlaganfall in der rechten Gehirnhälfte wird die linke Seite des Körpers (aber die rechte Seite des Gesichtes) betroffen sein. Andere Symptome, die auftreten können, sind Beeinträchtigung der Sehfähigkeit und Gedächtnisverlust. Bei einem Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte wird die rechte Körperhälfte betroffen sein; zusätzliche Schwierigkeiten beim Sprechen oder mit der Sprache sind auch möglich.
Ein Ereignis, bei dem die Blutzufuhr zum Herzen stark verringert oder gar ausgeschaltet wird. Der Blutfluss wird eingeschränkt, wenn eine oder mehrere Koronararterien – das sind die Hauptarterien, die das mit Sauerstoff angereicherte Blut zum Muskelgewebe des Herzens führen – blockiert sind. Dies wird meistens durch die Bildung von Plaque (Ablagerung von fettähnlichen Substanzen) in den Koronararterien verursacht. Den Zustand bezeichnet man als Arteriosklerose.
Die Plaquebildung bewirkt eine Verengung der Arterie. Noch wichtiger: Plaques verhärten die Arterienwand und letztere wird anfällig für Rupturen. Entsteht eine Ruptur in dem von Plaque betroffenen Teil der Arterie, bildet das geschädigte Blutgefäss ein Blutgerinnsel als natürliche Abwehr gegen den Blutverlust. Solche Gerinnsel können jedoch die Arterie blockieren und den lebensnotwendigen Blutfluss zum Herzen einschränken. Diese Verringerung oder gar Ausschaltung des Blutflusses kann zum Herzinfarkt – auch bekannt als Myokardinfarkt - führen.
Stenose (abnormale Verengung) einer rechten Herzkranzarterie.
Wird die Blutversorgung für mehr als ein paar Minuten ausgeschaltet, können die Muskelzellen dauerhaft geschädigt werden und absterben. Abhängig vom Ausmass der Schädigung des Herzens kann dieses Ereignis den Menschen töten oder dauerhaft beeinträchtigen.
Durch vorübergehende Kontraktionen oder Krämpfe in den Koronararterien wird die Arterie enger und der Blutfluss zum Herzen verringert oder gänzlich unterbrochen. Schwere Krämpfe können zum Herzinfarkt führen. Der Grund für solche schweren Krämpfe ist nicht vollständig geklärt, denn sie treten auch bei Menschen mit normal erscheinenden Blutgefässen auf.
Erkrankungen der Herzklappen sind vielfältig. Ein Rückfluss von Blut entsteht, wenn die Klappe undicht wird und nicht ordnungsgemäss schliesst oder wenn den Klappen eine Öffnung fehlt, durch die das Blut passieren kann. Erkrankungen im Zusammenhang mit Fehlfunktionen der Herzklappen können bereits vor der Geburt entstehen oder im späteren Leben erworben werden. Bei einer vor der Geburt entstandenen Störung der Herzklappen spricht man von einer angeborenen oder kongenitalen Herzklappenerkrankung.
Herzrhythmusstörungen sind solche, bei denen das Herz eine abnorme elektrische Tätigkeit aufweist. Das Herz kann zu schnell oder zu langsam schlagen; auch unregelmässige Herzrhythmen sind möglich. Herzrhythmusstörungen sind auch bei Menschen mit einem gesunden Herzen möglich und sind hier von minimaler Bedeutung. In anderen Fällen können Arrhythmien ein ernsthaftes Problem darstellen, das zu Herzkrankheit, Schlaganfall oder plötzlichem Herzstillstand führen kann.
Bradykardie bezeichnet eine zu langsame Herzfrequenz (unter 60 Schläge/min.). Bradykardie entsteht oft durch unregelmässige elektrische Tätigkeit des Sinusknotens – das ist das Schrittmachergewebe des Herzens. Das Signal aus dem Sinusknoten kann entweder zu langsam (genannt Sinusbradykardie) oder vorübergehend ausgeschaltet (Sinusarrest) sein. Andere Bradykardien hängen mit dem Fehlen einer ordnungsgemässen elektrischen Signalübertragung von den Vorhöfen (oberen Herzkammern) in die Ventrikel (unteren Herzkammern) zusammen.
Kammerflimmern, ein Beispiel für eine Herzrhythmusstörung.
Tachykardie ist die Bezeichnung für eine abnorm schnelle Herzfrequenz (Ruhepuls von über 100 Schlägen/min). Es gibt viele Gründe für eine beschleunigte Herzfrequenz. Manchmal ist es eine normale Reaktion auf körperliche Anstrengung oder emotionalen Stress; in manchen Fällen ist es schwerwiegender und kann durch abnorme Impulse der Herzzellen bedingt sein.
Es gibt drei weitere abnorme elektrische Tätigkeiten des Herzens, die nicht direkt mit dem Herzen zusammenhängen und durch eine extrem unregelmässige Herzfrequenz gekennzeichnet sind. Diese Störungen sind Automatismus, Reentry-Mechanismus und Flimmern.
Bei Automatismus werden die Herzschläge nicht durch Schrittmacherzellen, sondern durch andere Zellen ausgelöst. Die daraus resultierenden Herzrhythmen reichen von normalen aber schnellen bis zu extrem unregelmässigen Rhythmen. Der Reentry-Mechanismus ist eine Herzrhythmusstörung, bei der die elektrischen Impulse des Herzens in engen Kreisen und nicht von einem Ende des Herzens zum anderen weitergeleitet werden. Flimmern bezeichnet eine Erkrankung, bei der mehrere Gruppen von Herzzellen unabhängig voneinander schlagen und zu einer chaotischen Kontraktion des Herzens führen. Flimmern kann sowohl den Vorhof als auch die Herzkammer (Ventrikel) betreffen. Kammerflimmern (Ventrikelflimmern) ist ein unmittelbar lebensbedrohlicher Zustand.
Herzarrhythmien können durch implantierbare medizinische Apparate behandelt werden: mittels elektrischer Impulse wird die Herzfrequenz reguliert. Schrittmacher sind Apparate zur Behandlung von Bradykardie.