Bereits im alten Ägypten wurde dem Herzen grosse Bedeutung beigemessen. Das Herz war nicht nur der Sitz von Emotionen und Gedanken, sondern es galt auch als wichtigster Bestandteil der Seele. Man glaubte, dass zum Zeitpunkt des Todes das Herz gegen die Feder der Wahrheit gewogen wurde; diese symbolisierte das Konzept von Wahrheit, Ausgewogenheit, Gesetz, Moral und Gerechtigkeit. War das Herz unwürdig, wurde es von der Göttin Ammit verschlungen und sein Besitzer zum dauerhaften Verbleib in Duat, der ägyptischen Unterwelt, verdammt. Sieht man von den metaphysischen Attributen des Herzens ab, sind moderne Historiker der Ansicht, dass man im alten Ägypten sehr wenig über die physiologische Funktion des Herzens wusste.
Die Funktion des Herzens und des Kreislaufsystems wird erstmals in einem griechischen Text aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus erwähnt. Der griechische Arzt Galenos beschrieb ausführlich die Blutgefässe, unterschied zwischen venösem und arteriellem Blut und erläuterte die Funktionen dieser beiden Bluttypen. Er erkannte richtigerweise, dass das arterielle Blut „Vitalität“ verlieh, weil es „Luft“ enthielt. Er glaubte jedoch, dass das Blut im Herzen und in der Leber erzeugt wurde. Seiner Ansicht nach war das Herz nicht die treibende Kraft des Kreislaufsystems. Er ging davon aus, dass das Blut durch das Pulsieren der Arterien befördert wurde.
Die erste präzise Beschreibung des Herzens wird dem mittelalterlichen Universalgebildeten Ibn Al-Nafis im Jahre 1370 nach Christus zugeschrieben. Er gilt heute als allererster Arzt, der den pulmonalen Blutkreislauf beschrieb; alle Einzelheiten des Kreislaufs waren ihm jedoch nicht bekannt. Erst nach weiteren 250 Jahren wurden die richtigen Eigenschaften von Blut erkannt und das Herz als zentrale treibende Kraft für den Blutkreislauf angesehen. Der englische Arzt William Harvey (1578 –1657) war für diese Entdeckung verantwortlich.